Schweiz: Unkraut abflammen birgt hohe Brandgefahr – so vermeiden Sie Risiken

Ein kleiner Funke reicht aus: Am Donnerstagnachmittag geriet in Riedt bei Erlen (TG) beim Abflammen von Unkraut die Holzuntersicht einer Liegenschaft in Brand. Ein 69-jähriger Mann hatte mit einem Gasbrenner gearbeitet, als eine Kunststoffabdeckung Feuer fing und schliesslich das angrenzende Holz entzündete.

Verletzt wurde niemand, doch der Schaden summiert sich laut Kantonspolizei Thurgau auf mehrere hundert Franken. Die Feuerwehr konnte das Feuer löschen, bevor es sich ausbreitete. Solche Vorfälle sind kein Einzelfall – und sie zeigen, wie schnell gut gemeinte Gartenarbeit zur Gefahr werden kann. In diesem Beitrag erfahren Sie, welche Risiken das Abflammen von Unkraut birgt, worauf Sie achten sollten und welche Alternativen wirklich sicher sind.


Ein Feuerwehrmann löscht eine brennende Thujahecke – ausgelöst durch Gartenarbeiten mit offenem Feuer.

Warum ist Unkraut abflammen überhaupt gefährlich?

Das Abflammen von Wildwuchs ist eine Methode, die gern verwendet wird: Sie spart den Griff zu chemischen Mitteln und gilt als gründlich. Doch was viele nicht bedenken: Dabei arbeiten Sie mit offenem Feuer – oft in unmittelbarer Nähe zu Hauswänden, Pflanzen, Kunststoffverkleidungen oder Holzelementen. Besonders bei Trockenheit kann das extrem riskant werden.

Die Flammen selbst sind nicht das einzige Problem. Die Geräte erzeugen Temperaturen von mehreren hundert Grad – genug, um trockene Pflanzenteile sofort zu entzünden. Bei windigem Wetter genügt ein Funke, um umliegende Strukturen in Brand zu setzen.

Was genau passiert beim Abflammen?

Beim Einsatz eines Abflammgeräts wird das Unkraut nicht verbrannt, sondern durch Hitze geschädigt. Die Zellstruktur wird zerstört – die Pflanze stirbt ab. Doch diese Hitze strahlt nicht punktgenau ab, sondern verteilt sich. Kunststoffteile, trockene Blätter, Nadeln oder gar feiner Mulch in der Nähe können innerhalb von Sekunden Feuer fangen. Und das häufig unbemerkt, bis es zu spät ist.

Diese Fehler passieren besonders häufig

  • Arbeiten bei trockenem, windigem Wetter
  • Kein Sicherheitsabstand zu Haus, Garage, Büschen oder Hecken
  • Kein Löschmittel in Reichweite
  • Unachtsamer Umgang mit der Flamme beim Wechseln des Standorts
  • Verwendung auf Kiesflächen mit trockenen Pflanzenresten
  • Verlassen der Stelle zu früh nach dem Abflammen – Glut kann sich später entzünden

Was ist in der Schweiz erlaubt?

Das Abflammen von Unkraut ist in der Schweiz grundsätzlich erlaubt – allerdings unterliegt es der Sorgfaltspflicht. Es gelten allgemeine Brandschutzvorgaben, wie sie etwa in der Richtlinie 12-15 der Vereinigung Kantonaler Feuerversicherungen (VKF) geregelt sind. Diese verlangt, dass bei Arbeiten mit Feuer im Freien alle notwendigen Vorkehrungen getroffen werden müssen, um Schaden an Menschen und Gebäuden zu verhindern.

In gewissen Gemeinden können weitergehende Vorschriften oder Verbote gelten – etwa bei anhaltender Trockenheit oder in Waldnähe. Es lohnt sich, beim jeweiligen kommunalen Werkhof oder bei der Feuerwehr nachzufragen.

So machen Sie’s sicherer – wenn Sie dennoch abflammen möchten

  • Nur bei windstillem, feuchtem Wetter arbeiten
  • Sicherheitsabstand von mindestens 1,5 Metern zu brennbaren Materialien einhalten
  • Löschmittel bereithalten: Gartenschlauch mit Druck, Feuerlöscher oder Löschdecke
  • Nur geprüfte Geräte mit Rückschlagventil verwenden
  • Kinder und Haustiere fernhalten
  • Arbeiten nie unbeaufsichtigt lassen
  • Auf keinen Fall bei Hecken oder Holzverkleidungen verwenden
  • Niemals in der Nähe von Gasflaschen oder brennbaren Flüssigkeiten arbeiten
  • Nach dem Abflammen die Stelle noch mindestens 30 Minuten beobachten

Besser: Diese Alternativen sind ungefährlich und effektiv

  • Heisswassergeräte: Vernichten Unkraut mit über 90 °C heissem Wasser – ganz ohne Feuer. Sie sind in der Schweiz frei erhältlich und auch für grössere Flächen geeignet.
  • Unkrautbürsten: Mechanische Bürsten mit Stahlborsten entfernen das Unkraut effektiv von Gehwegen oder Einfahrten – umweltfreundlich und ohne Hitze.
  • Abdeckungen mit Mulch oder Rindenmaterial: Verhindern das Nachwachsen durch Lichtentzug – ideal für Beete und Pflanzstreifen.
  • Fugenkratzer: Für kleinere Flächen ausreichend und ganz ohne Technik – eine sichere, manuelle Methode.

Die Unkrautentfernung mit dem Fugenkratzer ist zwar anstrengender, aber sicher.

Wann ist professionelle Hilfe sinnvoll?

Bei grossen Flächen, unübersichtlichem Gelände oder dichter Vegetation lohnt sich der Kontakt zu Fachleuten. Gartenbaubetriebe verfügen über sichere Technik und wissen, wie Brandrisiken minimiert werden. Auch öffentliche Flächen oder schwer zugängliche Bereiche sollten nicht ohne Erfahrung mit Hitze behandelt werden.

Fazit: Unkraut vernichten – ja, aber mit Köpfchen

Offenes Feuer ist immer eine potenzielle Gefahrenquelle – besonders in der Nähe von Gebäuden oder trockenem Bewuchs. Wer auf Nummer sicher gehen will, greift lieber zu Alternativen. Und wer trotzdem mit Hitze arbeitet, sollte sich bewusst sein: Hier kann Achtsamkeit Leben retten.

Bleiben Sie aufmerksam – und schützen Sie Ihr Zuhause und Ihre Nachbarschaft.

 

Quellen: Polizei.news-Redaktion /Kantonspolizei Thurgau / forum-brandschutz.ch /sondi.ch /hornbach.ch
Bildquellen: Bild 1 und Bild 2: => Symbolbilder KI generiert; Bild 3: => Symbolbild © Mariana Serdynska/Shutterstock.com

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